in: Zeitschrift für Friedens– und Konfliktforschung 6:2 , S.174-206.
In vielen Nachkriegs- und Transitionsgesellschaften haben sich Formen des Regierens etabliert, in denen die Grenzen zwischen legitimen Formen des Lobbyings und illegitimen Methoden der Einflussnahme zerfließen. Es scheint, als würden staatliche Institutionen regelrecht »vereinnahmt« von korrupten Eliten. »State Capture« wird in Politik und Wissenschaft häufig als Schlagwort genutzt, um besonders schwere Formen von politischer Korruption zu bezeichnen – ohne jedoch eine differenzierte Definition zu liefern. Ich möchte mit dem vorliegenden Artikel State Capture als ein theoretisch fundiertes Konzept entwickeln und damit aufzeigen, dass der Begriff trotz einer stark pejorativen Nutzung einen heuristischen Mehrwert für die Forschung besitzt. Ich definiere dabei
State Capture als informelle Herrschaft, die sich in Transitionsprozessen ausprägt und zur Festigung eines hybriden Regimes führt. Informelle Netzwerke schlüpfen zur Tarnung in formelle Institutionen, um den politischen Entscheidungsprozess zu ihren privaten Gunsten zu beeinflussen. Am Beispiel von Bosnien und Herzegowina soll das Konzept kurz plausibilisiert werden.
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