Am Donnerstag, den 06. Juli 2017, präsentierte Nicolas Lemay-Hébert, Senior Lecturer an der Universität Birmingham, seine Forschung zum Thema „The Internal Brain Drain: Foreign Aid, Hiring Practices, and International Migration“ an der HSFK. Nick ist zur Zeit EDP-Gastforscher bei Sonja Grimm an der Universität Konstanz und kam zum Austausch mit weiteren Netzwerkmitgliedern für einen Tag nach Frankfurt.
Anhand des Beispiels von Haiti thematisierte Nick die – selten diskutierten –internen Dynamiken des als „brain drain“ bekannten Phänomens der Abwanderung von qualifizierten Fachkräften ins Ausland. In seiner Präsentation stellte er den „internal brain drain“ als Gleichgewichtsmodell mit zwei Spannungsfeldern vor:
- Das erste Spannungsfeld bezieht sich auf die deutlich auseinanderfallenden Gehaltsbedingungen zwischen den Angestellten des öffentlichen Sektors eines Landes einerseits und den lokalen Angestellten von internationalen Organisationen (IOs) und International Non-Governmental Organizations (INGOs) andererseits.
- Ein weiteres Spannungsfeld zeigt sich in den unterschiedlich hohen Gehältern von lokalen und internationalen Angestellten der IOs und INGOs darstellen.
Nicks Modell nach stehen dabei die lokalen Angestellten von internationalen Arbeitgebern in der Mitte dieser Gleichung. Die Gehaltsunterschiede in beide Richtungen tragen sowohl zu den Dynamiken des internen als auch des externen „brain drain“ bei: als Wegbewegung vom schlecht bezahlten öffentlichen Sektor hin zu besser zahlenden IOs und INGOs sowie als Wegbewegung hin zur wiederum deutlich besser bezahlten Tätigkeit im Ausland bzw. als ausländische Angestellte in anderen Ländern. Eine mögliche Lösung dieser Situation sieht Nick in der Überarbeitung der Gehaltsbedingungen und anderer Zuschüsse für internationale Angestellte.
Nach Nicks spannendem Vortrag diskutierten wir gemeinsam mit anderen Interessierten aus der HSFK Konzeption und Konsequenzen der Spannungsfelder sowie mögliche Auswege aus den Dilemmata.