Frieden und Entwicklung 2020, PRIF.
Die Studie „Frieden und Entwicklung 2020“ analysiert aktuelle Entwicklungen, Erfahrungen und Herausforderungen und leitet daraus praxisorientierte Empfehlungen für die deutsche und internationale EZ ab. Sie wurde im Rahmen eines Ressortforschungsvorhabens für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erstellt. Methodisch stützt sich die Analyse auf 30 Interviews mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Weltregionen und ergänzt diese auf Basis einer Auswertung von Policy-Dokumenten und der einschlägigen Forschungsliteratur.
Die Analyse bestätigt grundsätzlich den positiven Zusammenhang zwischen Entwicklung und Frieden und präzisiert ihn dahingehend, dass Inklusion die zentrale Brücke zwischen beiden darstellt. Zugleich erweisen sich die Zusammenhänge zwischen Entwicklungs- und Friedensprozessen allerdings als komplex, mitunter widersprüchlich und keiner linearen Logik folgend. Problematisch ist in diesem Zusammenhang die aktuell zu beobachtende Engführung in der politischen Debatte, die den Entwicklungs-Frieden-Nexus primär im Sinne einer reaktiven Stabilisierung sozialer und politischer Verhältnisse versteht – mit problematischen Folgen für eine nexus-orientierte Friedensentwicklungspolitik.
Die Empfehlungen des Berichts betreffen zwei übergreifende Themen:
1. Wer den Entwicklungs-Frieden-Nexus ernst nehmen will, ist gut beraten, Friedensentwicklung als Transformationsprojekt zu verstehen. Eine nexus-orientierte EZ sollte deshalb auf die flexible Unterstützung langfristiger Transformationsprozesse ausgerichtet sein. Das verlangt Risikobewusstsein und Risikobereitschaft und setzt hohe kontext-spezifische Analysefähigkeiten und -kapazitäten voraus.
2. Etablierte Ziele und Strategien müssen konsequent umgesetzt werden. In der Summe leidet das internationale Engagement in der Friedensentwicklung weniger an einem Erkenntnis- als an einem Implementationsdefizit. Dies betrifft erstens den Primat der Prävention, deren Umsetzung entsprechender strategischer Weichenstellungen, konkreter Zielsetzungen und ausreichender finanzieller Mittel bedarf. Ein zweites zentrales Postulat betrifft ein uraltes Thema der EZ: die Kohärenz. Sie gilt es auf allen Ebenen herzustellen (auf Seiten des Geberlandes, international und „on the ground“ in von Konflikten betroffenen Staaten). Das verlangt neue organisatorische Designs und institutionelle Veränderungen, um die wohlfeile Maxime der Kohärenz ernsthaft mit Leben zu erfüllen.
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